Karäer Kenesas
Karaimskaya St. 68
Karäer Kenasy ist der merkwürdig schöne und ungewöhnlich harmonische Tempelkomplex, der während zwei Jahrhunderte das Zentrum des geistigen und religiösen Lebens der Karaimen von der Krim sind. Heutzutage ist das eine der originellsten architektonischen Sehenswürdigkeiten von Jewpatorija.
Die Karäer ist die geheimnisvollste und kleinste türkische Völkerschaft, deren Vertreter den Karaismus - die eigentümliche Abzweigung des Judaismus - traditionell bekennen. Ihr Hauptzentrum in der Krim war „die Höhlenstadt Çufut Qale“ in den Umgebungen von Bachtschyssaraj lange Zeit. Jedoch, nachdem Ende des XVIII. Jahrhunderts die Halbinsel dem Russischen Kaiserreich angehörigt hatte, umsiedelte die Mehrheit der Karäer von der Krim nach Jewpatorija. Gleichzeitig entstand die Notwendigkeit im großen Tempel, wo sich die Vertreter der Gemeinde auf die Gottesdienste versammeln könnten.
So wuchs das prächtige helle Gebäude von der Großen, oder Kathedralkenesa, – des Gebethauses, das für die Durchführung der festlichen Dienste vorbestimmt wurde, schon 1805 im historischen Zentrum von Jewpatorija. In zehn Jahren war neben ihm – an der Stelle des alten Karäer-Tempels des XVI. Jahrhunderts – die Kleine Kenesa aufgebaut, wo die Gottesdienste an den gewöhnlichen Tagen durchführt wurden. Beide Gebäude sind im klassischen Stil errichtet, der vom Kolorit der Krimarchitektur „gewürzt“ ist.
Zum Komplex der Kenesas führen drei feine innere kleine Höfe. Den ersten – Weintraubenhof – schmücken die Platten mit den Schriftzeichen auf der hebräischen Sprache. Gerade hier befindet sich der Marmorspringbrunnen, der für die Waschung der Hände vor dem Gebet diente. Der zweite – der kleine Marmorhof – ist mit den Platten dekoriert, auf denen die Namen angegeben sind, mit wessen Hilfe die Kenesas aufgebaut waren, sowie den Marmortafeln mit den Informationen über die bedeutsamsten Ereignisse aus dem Leben der Gemeinde von den Karäern. Die älteste Tafel ist vom Jahre 1790 datiert. Der kleine Marmorhof ist auch durch die Marmorstele bemerkenswert, die hier zur Erinnerung an den Besuch der Kenesas vom russischen Kaiser Alexander І. in 1825 eingestellt war. Der geräumigste und bezauberndste ist der dritte kleine Hof, der kleinen Hof der Erwartung, der von der feinen Kolonnade gerahmt ist: hier warteten die Karäer auf den Gebetsanfang und besprachen die Gemeinschaftsfragen.
In 1921 – mit dem sowjetischen Machtsntritt – waren die Große und die Kleine Kenesas geschlossen. Nur nach zwanzig Jahren – während des Zweiten Weltkriegs – war der kleine Tempel wieder geöffnet, dann baute man zu ihm die wohltätige Gaststätte vor, die man sich auch heute ansehen kann. In den 60-er Jahren nahmen die Schaustellungen des Heimatmuseums, die Sportsektionen und sogar der Kindergarten die Räume des Tempelkomplexes ein. Nur 1999 waren die Gebäude von Kenesas den Karäern zurückgegeben und restauriert.
Heutzutage sind Karäer Kenesas nicht nur der Tempel in Tätigkeit, sondern auch das interessanteste touristische Objekt. A den von den Gottesdiensten freien Tagen werden die Besichtigungen hier durchgeführt. Unweit vom Tempelkomplex arbeitet das originelle Café der nationalen Karäer-Küche „Karaman“ und ist das Museum der Karäer-Geschichte und der Karäer-Kultur zurzeit geöffnet.