Czernowitz
Diese merkwürdige Stadt, die sich am Fuß der Karpatenberge ausbreitete – auf den malerischen Hügeln des Flusses Pruth, trägt den Status der geheimen Hauptstadt von Bukowina und nebst Lwiw ist ein wichtiges kulturelles Zentrum der Westukraine. Von den anderen Städten der Region unterscheidet sich Czernowitz durch die drastische Individualität, die eigenartige Energetik und die zauberhafte, fast mystische Atmosphäre. Es bezaubert mit seiner originellen eklektischen Architektur, mit dem reichen Kulturerbe, mit der wunderlichen Verflechtung der altertümlichen europäischen Straßen und Plätze.
Czernowitz entstand noch im XII. Jahrhundert wie ein Teil des Fürstentums Galizien-Wolhynien, jedoch bekam es den Status der Stadt nur nach drei Jahrhunderten, als dem Moldauischen Staat angehörigte. Danach kam die Stadt dazu, unter der Gewalt von Rzecz Pospolita und vom Osmanischen Reich zu weilen, jedoch blieb ein armer und unspektakulärer Rand Europas während der mehr als 300 Jahre.
Von Grund auf veränderte sich die Geschichte von Czernowitz am Ende des XVIII. Jahrhunderts, als infolge der nächsten territorialen Perturbationen die Stadt zusammen mit ganzer Bukowina an die einflussreiche österreichisch-ungarische Monarchie angeschlossen war. Tatsächlich für hundert Jahre verwandelte sich Czernowitz mit den Bemühungen des Kaisers Franz ІІ. und seiner Anhänger in eine der reichsten und schönsten Städte Europas.
Gerade in der österreichischen Periode bildete sich das eigenartige Architekturensemble der Alten Stadt heraus, die, zwei Weltkriege erlebt, wie durch ein Wunder unbeschädigt blieb und heute mit seinen stilvollen Gebäuden, die von den talentvollen Baumeistern der Wiener Schule des Jugendstils geschaffen sind, anlocken. Übrigens, wurde Czernowitz gleichzeitig mit der österreichischen Hauptstadt bebaut, und für die Ähnlichkeit seiner Architektur nennt man es nicht selten als „kleines Wien“.
Die blumige Verflechtung der historischen Fäden und die Multikulturalität der Stadt bedingten seine bezaubernde eklektische Gestalt. Hier neben dem eleganten Haus im Stil des Klassizismus ragt eine strenge katholische Kirche in die Höhe, das Barockgebäude des Theaters raint mit der armenischen Kirche, und die altertümliche orthodoxe Kathedrale – mit der Synagoge. Aber als seine Hauptarchitekturperle von Czernowitz, die die Vermischung der verschiedensten Stile und der Kulturen verwirklichte, – und als seine Schlüsselsehenswürdigkeit – gilt das Ensemble der ehemaligen Residenz der Metropoliten von Bukowina (heute – die Nationale Universität), das ins Verzeichnis des Welterbes der UNESCO rechtlich aufgenommen ist. Der der merkwürdigen Schönheit eklektische Komplex, in dem am eindrucksvollsten die Elemente der mauretanischen, byzantinischen und romanischen Stile zum Vorschein kommen, schuf der hervorragende tschechische Baumeister Joseph Glawka.
Noch ein wichtiges Symbol von Czernowitz ist der Zentralplatz, wessen Architekturensemble die feinen altertümlichen Gebäude, die ihm die tatsächlich europäische Gestalt geben, bilden. In der Mitte vom Platz ragt das Stadtrathaus in die Höhe, das Mitte des XIX. Jahrhunderts im Stil des späten Klassizismus aufgebaut war. Und neben ihm steht das reizende Gebäude der Direktion der Sparkasse von Bukowina im Mittelpunkt des Interesses, die als eines der hervorragenden Denkmäler der Architektur vom Jugendstil in Osteuropa gilt. Heute befindet sich das künstlerische Museum darin.
Den schönsten Theaterplatz schmückt das prächtige Ukrainische musikalisch-dramatische Olga-Kobylanska-Theater, das von den Autoren der Wiener und Odessa-Oper geschaffen ist und seinerzeit als ein der besten Theater Europas galt. Und der Name des originellsten Baus von Czernowitz gehört der orthodoxen Nikolajewer Kathedrale. Für die ungewöhnliche Architekturform – die kleinen „gedrehten“ Kuppeln, als ob die zur Hauptkuppel bögen, – nennt man im Volksmund den Tempel als „die betrunkene Kirche“. Wenn man ihn lange Zeit betrachtet, entsteht die Empfindung des leichten Schwindels. So dass man die Nikolajewer Kathedrale auch die schwindligste Sehenswürdigkeit der Stadt tapfer nennen kann!
Modernes Czernowitz ist die dynamische und außerordentlich anlockende Stadt, die jeden Gast unveränderlich bezaubert. Jemand kommt hierher an, sich an derhpcjfeinen Architektur zu weiden, jemand – durch die engen Gassen spazieren zu gehen und den eigenartigen Genius der bukowinischen Hauptstadt zu empfinden. Aber beide kehren unbedingt auf die Verabredung mit dieser einzigartigen Stadt zurück.