Die Nikolaikirche

Russkaya St. 35

Die majestätische Nikolai-Kathedrale, die im Zentrum von Czernowitz erhöht wird, trägt rechtlich den Namen des originellsten Baus der Stadt. Wegen der ungewöhnlichen architektonischen Form – der kleinen „verdrehten“ Kuppeln, die sich als ob zur Hauptkuppel beugen, – nennt man im Volk den Tempel als die betrunkene Kirche. Wenn man ihn lange beobachtet, wird die Empfindung des leichten Schwindels geschaffen. So dass man die Nikolaikirche nicht nur als die einzigartigste, sondern auch die schwindelndste Sehenswürdigkeit der Hauptstadt von der Bukowina tapfer nennen kann!

Die St. Nikolaikirche wurde in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts gebaut. Zu jener Zeit ragten drei kultische Bauten, unweit von der Stelle, wo es geplant wurde, den Tempel zu errichten, schon in die Höhe: die altertümliche Nikolai-Kathedrale des XVII. Jahrhunderts, die armenische Kirche und der griechisch-katholische Tempel. Und deshalb mussten die Baumeister die originelle architektonische Lösung erdenken, die die Nikolai-Kathedrale unter anderen städtischen Tempeln unterscheiden würde.

Zum Prototyp für die Czernowitzer Kathedrale diente die berühmte Mariä-Entschlafens-Kirche des XVI. Jahrhunderts in der rumänischen Stadt Argisch – die Ruhestätte der rumänischen Könige, die als das Meisterwerk der mittelalterlichen Baukunst anerkannt ist. Gerade von diesem merkwürdigen Tempel erbte die Nikolaikirche die einzigartige Baumeisterbesonderheit – die wunderlich gedrehten kleinen Kuppeln. Freilich, hat die rumänische Kathedrale zwei, und die Czernowitzer – vier Kuppeln!

Im Volk fing man sofort an, die Legenden zu verfassen, versuchend, die ungewöhnliche Form der Kuppeln der Nikolaikirche zu erklären. Man sagt, das Bauen des Tempels ging sehr langsam und wurde von den ständigen Schwierigkeiten begleitet: das Fundament platzte auf, das Ziegelmauerwerk wurde wie es nötig war nicht gelegt, die Baustoffe verschwanden. Auch dann trafen die Baumeister die Entscheidung, dem zukünftigen Tempel das Opfer zu bringen, und mauerten in seine Wände das junge Mädchen bei lebendigem Leibe zu. Danach, wie die Sage erzählt, gingen die Unannehmlichkeiten auf dem Bau zu Ende, und bald war die Errichtung der Kirche beendet. Aber die Kuppeln der Nikolai-Kathedrale waren bald vor Schmerz und Leiden, die vom Mädchen durchgemacht sind, verdreht.

Die Legenden existieren, aber in der Wirklichkeit erklärt man die Verdrehtheit der Formen der Winkelkuppeln des Tempels durch die hohen geneigten Fenster des Glockenturms. Die Gläubigen haben, im Übrigen, eigene Version: sie sind überzeugt, dass auf solche Weise die Architekten die Idee der Verbeugung dem orthodoxen Christus verwirklicht haben.

Jedenfalls ist die St. Nikolaikirche fähig, nicht nur mit der eigentümlichen äußerlichen Gestalt zu überraschen. Auch ihr prächtige innerliche Ausstattung ist bewundernswert: die originelle von den rumänischen Meister geschaffene Ikonenwand, die mit der ungewöhnlichen Lage verwundert, die entzückenden Buntglasfenster, die prächtigen Malereien auf den mit dem Gold abgedeckten Bogen… In der sowjetischen Zeit – im Unterschied zu anderen kultischen Bauten des Landes, die zerstört oder geschlossen waren, – blieb die Nikolai-Kathedrale tätig, und deshalb bewahrte ihre einzigartige Innenansicht sehr gut auf.

Heutzutage ist es eine der ungewöhnlichsten und einprägbarsten Sehenswürdigkeiten von Czernowitz!

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