Besarabsky Market

Bessarabskaya Sq. 2

Besarabsky Market, oder einfach Bessarabka - wie ihn die Kiewer nennen, - ist die zentrale und bekannteste Markthalle der ukrainischen Hauptstadt, die auch zu den ältesten im Land zählt. Sein ungewohntes Gebäude im Stil der ukrainischen Moderne, das vor 100 Jahren auf dem zur Kiewer Hauptstraße anliegenden Platz errichtet wurde, ist bis jetzt einer der interessantesten Bauten der Hauptstadt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Gelände, wo sich jetzt der Markt befindet, ein unansehnlicher Stadtrand. Doch wurde es hier einen Platz aufgebaut, der von zahlreichen Kaufleuten liebgewonnen wurde, die hierher aus verschiedenen Ländern kamen. Schon am Anfang des nächsten Jahrhunderts begann man die anliegenden Straßen, insbesondere Chreschtschatyk, zu bebauen und ihnen europäisch elegante Gestalt zu verleihen, deshalb schien den Stadtbewohnern die Nachbarschaft des hässlichen Marktplatzes immer mehr unangebracht. Einer der damals bekannten Kiewer nannte den Besarabsky Market "eine eiternde Blase auf der Spitze der klassischen Nase". Da kam die Stadtverwaltung auf den Gedanken, auf diesem Platz eine zivilisierte Markthalle zu bauen. Doch wegen Mangels an Geldmittel (damals wurde eine unglaubliche Summe verlangt) musste man die Idee beiseite legen.

Darauf kam man wieder am Anfang des 20. Jahrhunderts, als der bekannte Kiewer Zuckerfabrikbesitzer, Mäzen und Wohltäter Lasar Brodski, aus dieser irdischen Zeitlichkeit abscheidend, der Stadt eine halbe Million Rubel für den Marktbau vermachte. Die Kiewer Stadtverwaltung, die durch eine solche bedeutende Summe beflügelt wurde, beschloss es, sich auf den Markt nicht zu beschränken, und arbeitete einen Entwurf aus, der einen Lebensmittel-, Blumenmarkt und sogar eine öffentliche Bibliothek vereinigte. Glücklicherweise beschloss man, auf diesen Entwurf zu verzichten und alle Mühe der Errichtung der gut eingerichteten Markthalle zu geben.

Zum Autor des Entwurfs des Marktgebäudes wurde der bekannte Architekt Genrich Gai. Er dachte sich ein Gebäude, das aus 31 Außenkaufhäusern, einem Restaurant und einem geräumigen Verkaufsraum bestehen sollte. Der Bau, der mit dem Einsatz von damals neuesten Technologien durchgeführt wurde, war 1912 beendet, und der Besarabsky Market wurde von ersten Händlern und Kunden überschwemmt.

Das war ein wunderbares Gebäude, das zur Verkörperung der einzigartigen Ingenieurlösungen wurde. Es war eine eindrucksvolle Konstruktion, deren Wände aus Ziegel erbaut waren; die Decke mit einem Glasdach stützte sich auf ein metallenes Gewölbegestell. Die Fassade wurde von Betonbasreliefs mit der "Marktthematik" verziehrt, an dem durchbrochenen geschmiedeten Tor prangten Skulpturköpfe von Stieren, Fische und fliegende Gänse. Drinnen wurde das Gebäude mit keramischen Kacheln ausgelegt. Noch ein kennzeichnender Zug des Besarabsky Markets sind riesige Fenster und Laternen der Haupthalle.

An beide Seiten des Gebäudes wurden zwei Türmchen angebaut, in einem davon wurde ein Wassertank untergebracht, im zweiten - ein Kompressor für technischen Bedarf des Markts. Außerdem wurde im Besarabsky Market zum ersten Mal in Kiew eine unterirdische Kühlanlage eingerichtet, die eigens dafür aus Tallinn gebracht wurde. Dabei hatten Zutritt dazu nicht nur Händler, sondern auch die Städter, die die Lebensmittel bewahren wollten. Es ist auch wesentlich, dass der Besarabsky Market zu einem der wenigen damaligen Gebäude wurde, wo Funktionalität mit Ästhetik verbunden wurde.

Bezüglich des Marktnamens wird bisher ein Meinungsstreit geführt. Die einen meinen, dass er für seinen Namen Kaufleuten aus Bessarabien zu verdanken hat, die im 19. - am Anfang des 20. Jahrhunderts hierher ihre Waren brachten. Die anderen verbinden den Marktnamen mit "Bessaraben" - so nannte man damals Verwahrloste, die in diesem Bezirk ihr Gewerbe trieben.

Trotz des schwierigen Schicksals ist es dem Gebäude des Besarabsky Markets gelungen, seine Merkmale bis heute aufzubewahren. Vor kurzem wurden das Gebäude und der anliegende Platz gründlich rekonstruiert. So bleibt Bessarabka heute wie vor hundert Jahren eine der populärsten Markthallen der ukrainischen Hauptstadt. Nebenbei gesagt, ist sie die teuerste: hier Lebensmittel zu kaufen, gönnen sich nur wohlhabende Stadtbewohner. Es lohnt sich aber zum Besarabsky Market zu kommen, nicht nur um Einkäufe zu machen, sondern auch um seine interessante Architektur zu bewundern.

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